eigentlich nicht, denn bei näherer Betrachtung gibt es kaum etwas, was es woanders nicht auch schon gibt. Natürlich gibt es einige alte spessarttypische Rezepte, wie z.B. das Köhlerfleisch, aber diese Gerichte wird der Gast und Urlauber eher selten auf einer der üblichen Speisekarten finden.
Man muss sogar schon froh sein, wenn man in den Spessartdörfern noch hier und da ein Gasthaus findet, das bemüht ist, eine durchaus nachvollziehbare Erwartungshaltung des Urlaubers nach Produkten, die man mit dem Spessart in Verbindung bringt, zu erfüllen. Sei es beim Wild, das man in einem Waldgebiet erwartet, bei den vielgelobten Spessartforellen aus sauberen Waldbächen oder bei frischen Steinpilzen und Pfifferlingen aus den tiefen Spessartwäldern...
Pilze aus dem Spessart?
So weit, so gut. Am ehesten wird man noch beim Wild von einem echten Spessartprodukt sprechen können, obwohl das Angebot an Hirsch- oder Wildschweinfleisch aus Neuseeland für den Gastronomen verlockend ist, zumal es auch jederzeit verfügbar ist. Die berühmte Spessartforelle hat den Waldbach, aus dem man sie vermutet, wohl nie gesehen, weil sie aus einer Intensivzuchtanlage kommt und auch die Pilze sind sicher nicht aus dem heimischen Wald, da das gewerbsmäßige Sammeln von Pilzen verboten ist und sich ein Wirt strafbar machen würde, wenn er eben solche Pilze auf seiner Speisekarte anbietet. Sicher kennt der eine oder andere Gastronom einen Pilz-Wilderer a la "Hasenstab" persönlich, aber wir sollten uns keiner kulinarischen Illusion hingeben: ..die auf den Speisekarten der Spessart-Gaststätten angebotenen Pfifferlinge und Steinpilze kommen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus Osteuropa..;-)
Ein regionales Top-Produkt: Frankenwein
Auch wenn ich jetzt ein paar Klischees zerstört habe, so hat der Spessart bei genauerem Hinschauen in kulinarischer Hinsicht doch Einiges zu bieten. An den Hängen des Maintales wächst der weltberühmte Frankenwein, der sich durch seine vielfältigen geschmacklichen Nuancen und durch seine feinen Strukturen auszeichnet. Die Muschelkalkböden erzeugen so manches Spitzengewächs, das vom erfahrenen Winzer ausgebaut wird. Und auch die fränkischen Rotweine, ob vom Buntsandsein oder vom Muschelkalk, halten zwischenzeitlich jedem internationalen Vergleich stand. Frankenwein ist vom Preis-/Leistungsverhältnis her ein Spitzen-Produkt, das aber für den normalen Geldbeutel noch erschwinglich ist. Und wo schmeckt der Frankenwein denn besser, als dort, wo er wächst?...und dann auch noch im Urlaub genossen, kann man sich anschließend in die Riege der Frankenwein-Fans neben Goethe und Tucholsky einreihen.
Fleisch von den Spessart-Weiden
Obwohl im Spessart die Waldwirtschaft vorherrscht und es wenig Landwirtschaft gibt, haben sich doch einige Nebenerwerbslandwirte in den vergangenen Jahren beispielsweise mit der Produktion von Rindern und Schafen beschäftigt und erzeugen hier Fleisch in Bio-Qualität. Die Spessartforelle schwimmt bei den regional ansässigen Fischzuchten zumindest im Spessart-Quellwasser und im Maintal gibt es ja immerhin noch ein paar Gemüse-Bauern, bei denen man Spargel, Kartoffeln und andere Produkte kaufen kann.
Authentische und kreative Küche mit Produkten aus der Region
Regionale "Spessart-Küche" ist für mich in erster Linie eine ehrliche und zeitgemäße Küche auf Basis von Produkten, die aus der Region stammen. Es muss nicht immer der klassische Wildschweinbraten mit Rotkraut und Klössen sein oder die Spessartforelle "blau". Eigene, kreative und pfiffige Interpretationen der Küchenklassiker sind für mich authentischer, als Großmutters gebissschonendes "Totgeschmortes" immer wieder aufzuwärmen - wobei ich an sich nix gegen Schmorgerichte habe.
Ich werde künftig auf den nachfolgenden Seiten einen Einblick in das Angebot und die Philosophie unserer regionalen Erzeuger bieten und Ihnen einen ausgewählten Betrieb - sei es Gaststätte, Restaurant oder Biergarten, Metzgerei, Bäcker oder Bauernladen, im Rahmen meines "Kulinarischen Tips" vorstellen.