Die Forelle - Fisch des Jahres 2013

Die Bachforelle  -  altes Kalenderbild
Die Bachforelle - altes Kalenderbild

Der Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) hat gemeinsam mit dem Deutschen Angler Verband (DAV), dem Bundesamt für Naturschutz (BfN), dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) und dem Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) die Forelle zum Fisch des Jahres 2013 gewählt.

Drei Öko-Typen von Forellen

 

Wenn wir von der Forelle sprechen, unterscheiden wir hier drei Öko-Typen, die unterschiedliche Lebensräume besiedeln. Die Bachforelle, die in den Oberläufen unserer Flüsse lebt, die Seeforelle, ein Bewohner kühler und sauerstoffreicher Seen, sowie die Meerforelle, die in den Bächen aufwächst, ins Meer abwandert und schließlich zur Fortpflanzung wieder aus dem Meer in die Bäche zurückkehrt, um dort abzulaichen. Biologisch gehören die Forellen zur Familie der Lachsartigen, den „Salmoniden“. Junge Forellen sind tatsächlich auch sehr schwer von jungen Lachsen zu unterscheiden, da alle drei Forellenarten ihre Körperfärbung ihrem jeweiligen Lebensraum anpassen.

 

Laichgewässer mit sauberem und gut durchspültem Kiesuntergrund
Laichgewässer mit sauberem und gut durchspültem Kiesuntergrund

Gefährdete Arten

 

Diese drei bei uns heimischen Forellen-Arten sind grundsätzlich gefährdete Arten, da ihr Lebensraum und ihre Laichhabitate von der Zerstörung durch den Menschen bedroht sind. Die Ursachen hierfür sind die Querverbauung unserer Flüsse und Bäche, die Wasserkraftnutzung sowie das Verschwinden artgerechter Strukturen durch Gewässerausbau- und Gewässerunterhaltungsmaßnahmen. Die Bachforelle ist weniger stark gefährdet als die Meerforelle und die Seeforelle, da sie Oberläufe der Flüsse bewohnt und keine langen und hindernisreichen Wanderungen durchführen muss, um sich fortpflanzen zu können. Dennoch sind auch die Lebensräume der kleinen Bäche durch Wasserkraftanlagen, Trinkwassernutzung, ungeeigneten Unterhaltungsmaßnahmen sowie Einleitungen über Regenrückhaltebecken und Kläranlagen (Chemiecocktails .. u.a. Hormone/Antibabypille) in zunehmendem Maße bedroht.

Bachforelle
Bachforelle

Die Bachforelle  (salmo trutta fario)

 

Die Bachforelle ist nicht nur in ganz Europa verbreitet, sondern sogar weltweit anzutreffen. Sie wurde während der Kolonialzeit von englischen Offizieren, die ihrem Hobby, dem (Fliegen-) Fischen auf Forellen, nachgehen wollten, in nahezu jedes Land des Empire und sogar darüber hinaus exportiert und in dortige Gewässer ausgesetzt. Bei uns in Europa ist die Bachforelle von Spanien bis nach Nordnorwegen und im Osten bis an die Wolga und im Kaukasus verbreitet.

 

Sie besiedelt die kühlen und sauerstoffreichen Oberläufe der Flüsse und nach ihr ist die oberste Gewässerregion, die sog. „Forellenregion“ benannt, deren Leitfisch sie ist. Bei uns besitzt die Bachforelle eine bräunlich-gelbe Färbung, mit auffälligen roten Punkten auf ihrem Schuppenkleid, die meist weiß umrandet sind. Während sie in nahrungsarmen Gewässern nicht sonderlich groß wird und infolge ihrer Kleinwüchsigkeit mancherorts als „Steinforelle“ bezeichnet wird, können in nahrungsreichen Gewässern Bachforellen sogar bis zu 10 kg schwer werden und ein Alter von bis zu 20 Jahren erreichen. Sie leben als große adulte Fische vorwiegend räuberisch und ernähren sich dann von anderen Fischen und Artgenossen. Normale Bachforellen variieren bei einem Gewicht zwischen 200 g und 2 kg, bei einer Körperlänge von 20 cm bis 60 cm.

großer Bachforellen-Milchner mit 3,2 kg
großer Bachforellen-Milchner mit 3,2 kg

Die Bachforelle ist ein Allesfresser und sie passt sich hervorragend dem jeweiligen Nahrungsangebot des Gewässers an. Sie wird ab einer Größe von 20 – 30 cm geschlechtsreif, was je nach Nahrungsangebot einem Alter von 3-4 Jahren entspricht. Zur Eiablage schlägt die weibliche Bachforelle (Rogner) mit ihrem Schwanz sog. „Laichgruben“ in den Kies der Bäche, lässt die Eier an dieser Stelle vom Männchen (Milchner) besamen und schlägt danach wiederum mit ihrem Schwanz Kies über die Laichgrube, in dessen schützendem Lückensystem sich die Eier entwickeln. Nach vier bis acht Wochen schlüpfen die jungen Forellen und bleiben aber im Kieslückensystem, bis die Nahrung aus ihrem Dottersack aufgebraucht ist.

 

Mit zunehmendem Alter versuchen die Jungfische, geeignete Standorte in ihrem Gewässer zu finden. Die Zahl der Standorte ist abhängig vom Nahrungsangebot im Gewässer sowie von natürlichen Strukturen (z.B. Einstände), die der Forelle den nötigen Schutz gegen ihre natürlichen Feinde bieten. Ein Teil der Jungfische lässt sich abdriften, um völlig neue und andere Gewässer als Lebensräume zu erschließen. Sie lassen sich flussabwärts treiben und besiedeln so Seen und schließlich auch das Meer, wo sie sich – je nach Lebensraum – zur See- oder zur Meerforelle entwickeln können. Diese Verbreitung gewährleistet einen ständigen genetischen Austausch und eine mögliche Fortpflanzung, denn alle drei Ökotypen sind miteinander kreuzungsfähig. Möglicherweise haben sich im Laufe der Evolution eigene, genetisch unterscheidbare Bach-, Meer- und Seeforellenpopulationen entwickelt, doch wurde weltweit beobachtet und dokumentiert, dass eine Bachforelle sich jederzeit zur Seeforelle oder zur Meerforelle verändern kann, mit entsprechender optischer Veränderung und Körperfärbung, und einhergehend mit Großwüchsigkeit.

Seeforelle im Königssee  -  Aquarell v. R. Wagner
Seeforelle im Königssee - Aquarell v. R. Wagner

Die Seeforelle (salmo trutta lacustris)

 

Die Seeforelle ist der große Räuber unter den Forellen, der am Ende der Nahrungskette in den tiefen und kühlen, sauerstoffreichen Seen steht. Als „Raptor“ kann sie bei entsprechendem Nahrungsangebot fast unglaubliche Größen und Gewichte erreichen. Welcher Fischer kennt nicht die Geschichten von den Fängen der legendären großen Seeforellen in den Seen der Alpen, wie die der Seeforelle, die 1976 im Königssee gefangen wurde, mit einem Gewicht von 27,5 kg und bei einer Länge von 125 cm. Das Präparat dieses Giganten ist heute noch auf St. Bartholomä in einem Gasthaus zu bewundern. Am Lago Maggiore in der Schweiz ist gar der Fang eines Exemplars mit 31 kg und 130 cm mit Foto dokumentiert, aus dem Jahr 1926. In den letzten Jahren wurde am Biggesee im Sauerland eine Seeforelle mit 10 kg und einem Meter Länge gefangen. Es gibt sie also noch, die großen Forellen, aber ihre Fänge werden seltener.

Seeforelle
Seeforelle

Zur Fortpflanzung zieht die Seeforelle in die Zuflüsse der Seen, in denen sie lebt und legt dort ihre Eier ab. Nicht selten kann sie ihre Laichplätze nicht mehr erreichen, da Querverbauung und Wasserkraftwerke ihre Wanderung verhindern. Sie unterscheiden sich optisch von den Bachforellen, da sie sich meist silbern verfärben und schwarze Flecken statt der roten Punkte auf den Flanken haben.

Die Meerforelle (salmo trutta trutta)

 

Als anadromer Wanderfisch lebt die Meerforelle im Meer und kehrt zum Laichen in die Flüsse zurück. Sie legt dort – wie die anderen Forellen auch – im Winterhalbjahr ihre Eier ab. Anders als die Bachforelle laicht die Meerforelle jedoch in der Äschenregion der Flüsse. Durch die Verbauung der Flüsse mit Staustufen und Wasserkraftwerken hat die Meerforelle oft keine Chance mehr, zu ihren Laichplätzen zu gelangen. Die Meerforelle wird oft mit dem Lachs verwechselt, da sie mit ihm den gleichen Lebensraum im Meer teilt und dort gefangen wird. Sie ist silberfarben mit schwarzen Flecken/Punkten auf ihren Seiten, hat jedoch im Gegensatz zum Lachs, dessen Schwanzflosse konkav eingekerbt ist, ein gerade zulaufendes Ende der Schwanzflosse. Auch ist der Schwanzstiel deutlich dicker als der des Lachses und meist fehlt eine ausgeprägte Schwanzwurzel. Die Maulspalte beim Lachs ist kürzer, als die der Meerforelle.

 

Meerforelle
Meerforelle

Die Meerforelle kann bis über 10 kg schwer werden, meist jedoch kehrt sie bereits in Größen vom 500 g bis 5 kg aus dem Meer in die Flüsse zurück. Sie ernährt sich von Garnelen, Heringen und Meeresgetier und lebt oft in Küstennähe. Mit die größten Meerforellen werden im Rio Grande gefangen, einem Fluss, der an der äußersten Spitze Südamerikas in Argentinien (Feuerland) ins Meer mündet. Es gab dort ursprünglich keine Meerforellen, bis britische Offiziere vor 100 Jahren Bachforellen in dem Fluss aussetzten, die sich zu Meerforellen entwickelten und die nun dort mittlerweile die weltgrößte Population ausbilden. Das beste Beispiel für die enorme Anpassungsfähigkeit unserer Forellen.

Die Regenbogenforelle gehört zu den pazifischen Lachsen
Die Regenbogenforelle gehört zu den pazifischen Lachsen

Keine Forelle  -  die Regenbogenforelle (oncorhynchus mykiss)

 

Die Regenbogenforelle ist keine Forelle im biologischen Sinne, da sie zu den Pazifiklachsen gehört. Sie wurde vor über 100 Jahren bei uns eingeführt und ist mittlerweile eingebürgert. Eine Verwechselung mit den drei Forellenarten ist nicht möglich, da die Regenbogenforelle eine sehr auffällige Färbung hat, die an die Farben eines Regenbogens erinnert.